26.4-5.5.2017
Interdisziplinäre Veranstaltungsreihe

Elfriede Jelineks „Burgtheater” – 
Eine Herausforderung

veranstaltet von der Forschungsplattform Elfriede Jelinek: Texte – Kontexte – Rezeption
und dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum
in Kooperation mit dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, dem österreichischen Filmmuseum und dem Haus der Geschichte Österreich.
 



Elfriede Jelineks Posse mit Gesang Burgtheater thematisiert das opportunistische Verhalten und die ideologische Mittäterschaft von SchauspielerInnen im Nationalsozialismus sowie die Kontinuitäten der österreichischen Kunstproduktion von den 1930er Jahren über die NS-Zeit bis in die 1950er Jahre. Das Stück, das bereits vor der Waldheim-Affäre die Mitschuld Österreichs am Nationalsozialismus zur Sprache brachte, wurde bei seiner Uraufführung 1985 als Schlüsselstück zur Schauspielerfamilie Paula Wessely – Attila Hörbiger skandalisiert, die öffentlichen Debatten begründeten Jelineks Ruf als „Nestbeschmutzerin“.

Burgtheater nimmt aufgrund seiner politischen Brisanz und ästhetischen Form sowie der Skandalisierung eine besondere Stellung im Werk der Autorin ein und ist auch heute noch eine Herausforderung. Uraufgeführt in Bonn wurde es in Österreich – mit Ausnahme einer Produktion am Theater im Bahnhof in Graz – bislang nicht gespielt. Auch eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung steht immer noch aus. 

Anliegen der sieben Tage umfassenden Veranstaltungsreihe war es, Jelineks Burgtheater in Form von Vorträgen, Dialogen, Gesprächen und künstlerischen Beiträgen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Aus interdisziplinärer Perspektive wurden die zeitgeschichtlichen Kontexte, die Form und Sprache des Stücks, prägende Intertexte, Aspekte des Komischen, die Skandalisierung sowie die Verantwortung von KünstlerInnen in Diktaturen diskutiert. 

Ein Schwerpunkt im Österreichischen Filmmuseum, gruppiert um den NS-Propagandafilm Heimkehr, den Jelinek in Burgtheater aufgreift, rundete die Reihe ab.

Konzeption & Organisation: Pia Janke, Teresa Kovacs


PROGRAMM

MITTWOCH, 26.4.2017, 19 Uhr 
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Jura Soyfer-Saal 
1010, Hofburg, Batthyanystiege 
INTRO

Allyson Fiddler:
Elfriede Jelineks Burgtheater: nicht/nur für Österreich?

Dialog: Oliver Rathkolb  – Gerhard Scheit:
„Ich bin die Nachgeborenen! …Ich bin Österreich!“
Der Anfang vom Ende der Opferideologie

Karl Baratta, Pia Janke, Anna Maria Krassnigg:
Elfriede Jelineks Burgtheater: Text und Aufführung

Elfriede Jelinek: Burgtheater – Szenische Lesung
mit Anna Marboe (Käthe), Noah Perktold (Istvan), Corvin Hummer (Schorsch), Sophie Julinana Polack (Resi/Mitzi), Christoph Kohlbacher (Alpenkönig/Zwerg) und Simon Scharinger (Erzähler)
Dramaturgie: Karl Barrata
Regie: Simon Fröhlich


DONNERSTAG, 27.4.2017, 17 Uhr
Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien
MUK.Podium, 1010, Johannesgasse 4a
TEXT UND INTERTEXTE
 
Beate Hochholdinger-Reiterer:
„A Hetz muaß sein!“
Elfriede Jelineks Demontage und Funktionalisierung österreichischer Dramentraditionen

Evelyn Deutsch-Schreiner:
„ein Matsch, der nach dem Krieg nie richtig trockengelegt worden ist“
Jelineks Burgtheater – Politik und Ästhetik

Dialog: Till Gerrit Waidelich  – Susana Zapke:
Literarisierung von Musik. Jelineks Burgtheater

Gespräch: Mythos Burgtheater
Mit Evelyn Deutsch-Schreiner, Hilde Haider-Pregler, Roland Koberg, Markus Meyer, moderiert von Teresa Kovacs


SAMSTAG, 29.4.2017
Österreichisches Filmmuseum, 1010, Augustinerstraße 1

DAS HEIM KEHREN
ELFRIEDE JELINEK, PAULA WESSELY UND DAS BESCHMUTZTE NEST I

16 Uhr
Begrüßung: Alejandro Bachmann

Sabine Perthold:
„Garstiges Gespenstersehen“
Filmzitat und Aufdeckung ideologischer Fratzen

17.30 Uhr
Filmvorführung: Franz Novotny, Otto M. Zykan: „Staatsoperette“ (1977)

19 Uhr
Filmvorführung: Willi Forst: Maskerade (1934)

Zum Auftakt: 
Anonymes Fragment: Glaube und Heimat: Rede Kardinal Innitzer (1934?)
Österreich in Bild und Ton: Kampf zwischen Operette und Film / Foxln bei der Prüfung (1935)
Österreich in Bild und Ton: Der Papst wieder genesen / Paula Wessely als Taufpatin eines Segelflugzeuges (1937)


SONNTAG, 30.4.2017
Österreichisches Filmmuseum

1010, Augustinerstraße 1
DAS HEIM KEHREN
ELFRIEDE JELINEK, PAULA WESSELY UND DAS BESCHMUTZTE NEST II

17 Uhr
Gertrud Koch:
Adressierte Bilder – Film als Medium des Theaters
Zu Heimkehr im/in Burgtheater

18.30 Uhr
Filmvorführungen:
Alfred Kaiser: Ein drittes Reich (1975)
Gustav Ucicky: Heimkehr (1941)
Institut für Evidenzwissenschaft: Heimkehr. Wien 1941/1996 (1996)


MONTAG, 1.5.2017
Österreichisches Filmmuseum

1010, Augustinerstraße 1
DAS HEIM KEHREN
ELFRIEDE JELINEK, PAULA WESSELY UND DAS BESCHMUTZTE NEST III

17 Uhr
Bernhard Groß:
Wessely – Kubelka: JELINEK. Resonanzen im österreichischen Nachkriegskino

18.30 Uhr 
Filmvorführungen:
Karl Hartl: Weg in die Vergangenheit (1954)
Peter Kubelka: Mosaik im Vertrauen (1955)
Marc Adrian: 1. Mai 1958 (1958)
Jörg Ortner: Eine Fuge (1959)


DONNERSTAG, 4.5.2017, 19 Uhr
Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft, Jura Soyfer-Saal
1010, Hofburg, Batthyanystiege

KOMIKDialog: Karoline Exner – Monika Meister:
Das Komische als subversives Potenzial. Elfriede Jelineks Burgtheater

Artur Pelka:
Unheimliches Lachen. Körper und Witz in Burgtheater

Gespräch: Lachen über die NS-Zeit
Mit Dagmar von Hoff, Eveline List, Anton Pelinka, Doron Rabinovici, moderiert von Christoph Reinprecht


FREITAG, 5.5.2017, 18 Uhr
Burgtheater, Vestibül

1010, Universitätsring 2
KUNST & POLITIK

Sigrid Löffler: Umkämpfter Kulturmythos
Zur Kampagne gegen Elfriede Jelineks Posse Burgtheater

Sylvie Rohrer liest aus Essays von Elfriede Jelinek

Gespräch: Opportunismus oder Widerstand. KünstlerInnen in Diktaturen
Mit Angelika Hager, Cornelius Obonya, Oliver Rathkolb, moderiert von Pia Janke

Gespräch: Theater.Skandal.Österreich
Mit Karl Baratta, Fritz Hausjell, Irene Suchy, moderiert von Christian Schenkermayr


Sämtliche Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg. Mit freundlicher Genehmigung.

Mit freundlicher Unterstützung des Burgtheaters.

Mit finanzieller Unterstützung von: