19. und 20.11.2010

Kunst und Kapitalismus
Elfriede Jelineks Die Kontrakte des Kaufmanns

veranstaltet vom Elfriede Jelinek-Forschungszentrum
in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien, der Kunsthalle Wien und dem ORF Radiokulturhaus

Befassen sich KünstlerInnen mit der aktuellen Wirtschaftskrise? In welchen Formen wird Kritik geübt? Wie autonom ist die Kunst dabei, und was kann sie bewirken? Und wie reagiert die Wirtschaft darauf?

Diese Aspekte wurden in der vom Elfriede Jelinek-Forschungszentrum in Kooperation mit der Reihe open minds der Wirtschaftsuniversität Wien veranstalteten Tagung ebenso diskutiert wie Fragen nach der kulturgeschichtlichen Bedeutung von Geld oder nach dem grundsätzlichen Verhältnis von Kunst und Kapital.

Ausgangspunkt der Tagung war Jelineks Wirtschaftskomödie Die Kontrakte des Kaufmanns, die sich bereits vor der Wirtschaftskrise kritisch mit Wirtschaftsmechanismen auseinandergesetzt hatte. Jelinek nimmt in ihrem Stück auf die österreichischen Skandale um BAWAG und Meinl Bezug, ohne dabei die Vernetzung mit der globalisierten Finanzwelt außer Acht zu lassen. Die Naivität und Gewinnsucht der „Kleinanleger“ werden ebenso entlarvt wie die Skrupellosigkeit und Gier von Spekulanten und Finanzinstituten.

Am Abend des 19.11. ging es im ORF KulturCafe um die Kulturgeschichte des Geldes und um das Spannungsverhältnis von Kunst und Finanzwelt . Der Folgetag im project space karlsplatz der Kunsthalle Wien widmete sich der Wirtschaftskrise und möglichen Auswegen, außerdem stand Jelineks Text im Mittelpunkt eines Vortrages und zweier Gespräche. Neben der Literatur ging es auch um die bildende Kunst und ihr Verhältnis zur Finanzwelt. Zum Abschluss las die Schriftstellerin Kathrin Röggla unter anderem einen neuen, eigens zu den Kontrakten des Kaufmanns verfassten Text.

Die Tagung war der dritte Teil der Veranstaltungsreihe Totalitarismus – Fundamentalismus – Kapitalismus. Kunst im globalen Kontext, die sich, ausgehend von Texten Elfriede Jelineks, mit der Sicht von KünstlerInnen auf aktuelle globale Themen beschäftigt.

Der Eintritt war für alle Veranstaltungen frei.

PROGRAMM

Freitag 19.11.2010, 18 Uhr
ORF KulturCafe, 1040, Argentinierstraße 30a
Kunst und Kapital
Thomas Macho:

Vom Bild zur Schrift und Zahl: Zur Kulturgeschichte des Geldes

Diskussion: Kunst und Finanzwelt – Ein Widerspruch? Mit Konrad Paul Liessmann, Gerald Matt, Rudolf Scholten, Joseph Vogl, Moderation: Norbert Mayer


Samstag, 20.11.2010
Kunsthalle Wien, project space karlsplatz, 1040, Treitlstraße 2

10 Uhr
Ökonomie und Krise
Wilfried Stadler:
Die Finanzkunst in der Krise

Barbara Steiner:
Von der Kritik zur Komplizenschaft und zurück.
Bildende Kunst zwischen Widerstand, Einverleibung und Komplizenschaft

Diskussion: Nach der Krise ist vor der Krise? Oder: Alternativen zum Wirtschaftssystem. Mit Josef Christl, Peter Rosei, Sigrid Stagl, Brigitte Young, Moderation: Gerald Groß

15 Uhr
Die Kontrakte des Kaufmanns
Wolfgang Pircher:
Die Finanzkunst in der Krise „… um fremd zu werden wie Geld …“
Bemerkungen zu Elfriede Jelineks „Die Kontrakte des Kaufmanns“

Gespräch: Wirtschafts- und Finanzkrise in Elfriede Jelineks „Die Kontrakte des Kaufmanns.“ Mit Evelyne Polt-Heinzl und Joseph Vogl

Franziska Schößler:
Kapitalismus auf der Bühne: Elfriede Jelineks „Die Kontrakte des Kaufmanns“ 

18 Uhr
von alarmbereiten und krisengespenstern
Lesung von Kathrin Röggla

Gefördert von der Universität Wien, dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, der Kulturabteilung der Stadt Wien sowie der Wirtschaftsuniversität Wien.