Schwerpunkt: Österreich: literarische und kulturgeschichtliche Kontexte

Elfriede Jelinek setzt sich in ihren Werken kritisch mit Österreich auseinander. Themen wie Österreichs mangelnde Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Österreichs Verantwortung für den Holocaust, aber auch die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in diesem Land, die Behauptung eines „Wir“ der Anständigen und Tüchtigen gegenüber den „anderen“, die ausgegrenzt werden, sind Themen ihrer Romane, Theatertexte, Hörspiele und Essay. Seit ihrem skandalisierten Theatertext Burgtheater (1985) hat Jelinek in Österreich den Ruf einer „Nestbeschmutzerin“, sie wurde von Politikern und Medien diffamiert.

Das Team des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums befasst sich seit seinen ersten Arbeiten zu Jelinek (in den Jahren 2001/2002) mit den Bezügen der Autorin zu Österreich und mit ihrer  Rezeption in diesem Land.
Das Buchprojekt Die Nestbeschmutzerin. Jelinek & Österreich, das aus einem Proseminar mit 52 Studierenden am Germanistik-Institut entstand, dokumentiert erstmals alle Reibungen, Konflikte und Skandale, die es zu Jelinek in Österreich gegeben hat.

Die Veranstaltung, mit der sich das Elfriede Jelinek-Forschungszentrum im Juni 2005 der Öffentlichkeit vorstellte, die Diskussion Österreich : Jelinek. Eine Auseinandersetzung im Parlament, griff noch einmal die Fragestellungen dieser Buchpublikation auf und initiierte einen Dialog zu diesen Themen mit den für Kultur verantwortlichen PolitikerInnen der Parlamentsparteien.

Das Symposium RITUAL.MACHT.BLASPHEMIE. Kunst und Katholizismus in Österreich seit 1945 im Jänner 2009 ging von Jelineks Werk und dessen Bezügen zum Katholizismus aus.
Zu Jelineks Theatertext Rechnitz (Der Würgeengel), der sich auf die Ermordung von 180 jüdischen Zwangsarbeitern auf dem burgenlädnischen Schloss der Gräfin Margit Batthyány in Rechnitz kurz vor Kriegsende 1945 bezieht, fand im April/Mai 2009 eine Veranstaltungsreihe stand, die das Stück und seine Kontexte präsentierte.
Beide Veranstaltungen sind auch in Form von Buchpublikationen dokumentiert.

Im November 2011 organisierte das Elfriede Jelinek-Forschungszentrum die Veranstaltung Jelinek.Dialoge. Sätze und GegenSätze aus Literatur und Wissenschaft, bei österreichische SchrifstellerInnen in Dialog mit WissenschaftlerInnen des Instituts für Germanistik der Universität Wien gebracht wurden und gemeinsam Formen der Auseinandersetzng mit Elfriede Jelineks Werk entwickelten.

Der Auseinandersetzung österreichischer Künstlerinnen mit dem Spannungsfeld von Ökonomie und Gender widmet sich das Forschungsprojekt Ökonomie und Gender – Künstlerische Reflexionen von Frauen in Österreich von 1968 bis heute, das von 2014 bis 2017 läuft (gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank), ausgehend vom Werk Elfriede Jelineks.

Die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe Elfriede Jelinek – Nestbeschmutzerin & Nobelpreisträgerin (Oktober 2016) widmete sich inbesondere den Debatten und Konflikten um Jelineks Werk in Österreich.

Im Frühling 2017 fand die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe Elfriede Jelineks „Burgtheater“ – Eine Herausforderung zu Elfriede Jelineks Posse mit Gesang Burgtheater statt. Das Stück wurde bei seiner Uraufführung 1985 skandalisiert, die öffentlichen Debatten begründeten Jelineks Ruf als „Nestbeschmutzerin“.

Mit der Konstruktion, Ausgrenzung und Vernichtung von Anderem und Fremden in Jelineks Werk in österreichischen und globalen Kontexten beschäftigte sich auch die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe „Was zu fürchten vorgegeben wird“. Alterität und Xenophobie, die im April 2018 stattfand.

Auch in Zukunft werden Jelineks Bezüge zu Österreich, ihre kritische Auseinandersetzung mit diesem Land und ihre Bezüge zu österreichischen Traditionen zentrale Themenstellungen der Forschungen des Forschungszentrums sein.